KNÖCHELTIEF IM INLE LAKE.
Gerade noch war die senkende Sonne kaum zu ertragen, als die ersten kalten dicken Regentropfen wie Steinschlag auf uns nieder prasseln. Der See peitscht aufgewühlt gegen den dünnen Rumpf des Bootes. Eingepackt in Regenjacken kauern wir hintereinander auf unseren klapprigen Stühlen. Umklammern den glatten Griff des Schirms, an dem der Wind emsig zerrt.
Gerade noch war die senkende Sonne kaum zu ertragen, als die ersten kalten dicken Regentropfen wie Steinschlag auf uns nieder prasseln. Der See peitscht aufgewühlt gegen den dünnen Rumpf des Bootes. Eingepackt in Regenjacken kauern wir hintereinander auf unseren klapprigen Stühlen. Umklammern den glatten Griff des Schirms, an dem der Wind emsig zerrt.
Nicht tief, aber ausladend liegt der Inle Lake mitten in Myanmar. Einzigartig. Erweitert durch mückenbelebte Sümpfe, zuströmende Flüsse und geflutete Felder breitet er sich zwischen den Gebirgsketten aus. Kleine Holzhütten auf dünnen Stehlen ragen an seinen Ufern empor, Hausboote gleiten sanft dahin, flache Kähne treiben gelassen vorbei. An seinen unzähligen Zuläufen steht hoch schlankes Gras. Bildet einen natürlichen Sichtschutz, hinter dem sich drei Jungen zum Spiel verstecken, ins gelb-braune Wasser tauchen.
Der See wird durch die Hand seiner Bewohner täglich in neue Bahnen gelenkt. Ein durchdachtes Bewässerungssytem. Die schwimmenden Gärten des Inle Lake beherberger vor allem Tomaten. Tennisballgroße grüne, gelbe, orange und rote Tomaten. Die Spezialität der Gegend: würziger Tomatensalat, scharfe Tomatensuppe, herzhafte Tomatensoße, süsslicher Tomatensaft.
Der Regen stoppt ebenso plötzlich, wie er kam. In der Luft liegt angenehm der Geruch von Erde und Lehm. Das Boot passiert Damm um Damm, gewinnt an Höhe. Der Kapitän zieht bedächtig an einer selbstgedrehten Zigarre. Bläst den schweren Rauch in die Luft. Der Gegenverkehr nimmt mit Schwung die Wasserschwelle, die vor uns liegt. Die Mädchen winken herüber, rufen zum Gruß kichernd “Mingalaba”. Die Wangen zieren hellgelbe Tanaka-Spuren, dem Sonnenschutz aus Rindenpaste.
Das Regenwasser schwappt im Rumpf von rechts nach links, von vorn nach hinten. Das Boot fliegt jetzt über die sanft kräuselnden Wellen, der Kapitän sputet sich, das Wetter schlägt schnell wieder um. Schaurig dunkel wird es am Horizont.
18. Mai 2015